„Twitter-Hacker hätten größeren Schaden anrichten können, wollten aber das schnelle Geld“.
Kommentar von Liviu Arsene, Leitender Analyst für digitale Bedrohungen bei Bitdefender
Der spektakuläre Angriff auf prominente Twitter-Accounts, die mit großer Wahrscheinlichkeit per Zwei-Faktor-Authentifizierung gesichert sind, kann eigentlich nur auf einen koordinierten Cyberangriff auf die Mitarbeiter und Systeme von Twitter hindeuten. Es ist zu vermuten, dass die Angreifer den Home-Office-Kontext ausnutzten: Mitarbeiter fallen hier viel eher Betrügereien und Spam-E-Mails zum Opfer, die dann Geräte und letztlich auch Unternehmenssysteme kompromittieren.
Der Twitter-Breach könnte das Ergebnis einer Spray-and-Pray-Spearphishing-Kampagne sein, die Cyberkriminelle erfolgreich durchgezogen haben. Und: Es könnte sein, dass der zweifelhafte Ruhm für den „Hack des Jahres“ an Twitter geht. Denn wahrscheinlich hätten die Angreifer einen weitaus größeren Schaden anrichten können. Stattdessen versuchten sie, die Attacke umgehend zu monetarisieren. Mit dem simplen Bitcoin-Betrug sollte der Hack schnell Geld einbringen – ganz anders geht es bei ausgeklügelten Angriffen von Gruppen zu, die mit Advanced Persistent Threats (APTs) bei hochgradig koordinierten und raffinierten Operationen im Stillen langfristige Ziele verfolgen.
Wenn diese Annahmen stimmen, ist die generelle Prognose für Unternehmen düster. Dann ist es nämlich wahrscheinlich, dass Cyberkriminelle mittels Phishing von unzureichend geschützten Mitarbeitern noch mehr Unternehmen schädigen als bisher. Nach unseren Erhebungen hatte die Hälfte der Unternehmen keinen Plan, um am Anfang der Pandemie die plötzliche Migration von Mitarbeitern ins Home Office, die Umstellung der Infrastrukturen auf Remote-Arbeit und den begleitenden IT-Support durchzuführen. Daher werden wir wahrscheinlich mehr Datenverstöße erleben oder entdecken, die entweder die Nachlässigkeit der Mitarbeiter oder aber Fehlkonfigurationen der Infrastruktur bei der Umstellung ausnutzen.
Große Organisationen mögen starke Sicherheitsvorkehrungen an den Grenzen zu ihrem Netzwerk platziert haben. Aber es ist zu befürchten, dass Angreifer das schwächste Glied in der Cybersicherheitskette ausnutzen: den Menschen.
Zu Bitdefender.de