Der Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. wurde 2012 vom amtierenden BSI-Präsident Arne Schönbohm (Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik) gegründet. Laut ZDF Royal mit Jan Böhmermann ist das Cyber-Security-Unternehmen Protelion Mitglied im Verein, das von der russischen Infotecs verwaltet wird, welches wiederum 1991 von Andrey Chapchaev gegründet wurde, einem ehemaligen KGB-Mitarbeiter. Die angebotenen Protelion-Schutzlösungen sollen von Infotecs stammen.
In der letzten Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ widmete Jan Böhmermann einem Teil der Sendung den Punkt „Cybersicherheit in Deutschland“. Dabei stellte er den eingetragenen Verein „Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V.“ vor. Dieser Verein wurde 2012 vom amtierenden BSI-Präsident Arne Schönbohm gegründet und dann an Hans-Wilhelm Dünn als aktueller Präsident des Cyber-Sicherheitsrat abgegeben. Mitglied des Vereins ist Protelion, welches von der Infotecs verwaltet wird. Protelion bietet laut eigener Webseite Sichere Kommunikation, Endpoint Security und Industrial Security – auch für KRITIS – mit dem Slogan „Software Made in Germany“.
Ehemaligem KGB-Mitarbeiter gehört Infotecs / Protelion
Laut Böhmermann und seinem Recherche-Team Policy Network Analytics (Twitter) wurde der deutsche Teil von Infotecs erst Anfang 2022 in Protelion umbenannt. Infotecs wurde 1991 von Andrey Chapchaev gegründet, einem ehemaligen KGB-Mitarbeiter. Dieser scheint beste Kontakte in den Kreml zu haben, da er noch am 14. Juni durch ein Dekret von Wladimir Putin den russischen „Verdienstorden für das Vaterland“ erhalten hat. In seiner Sendung stellt Böhmermann die Frage, ob durch eine solche Konstellation die via Protelion vertriebenen Infotecs-Produkte nicht ein paar Hintertüren für den russischen Geheimdienst bieten könnten.
Arne Schönbohm gratuliert zum 10-jährigen
Jan Böhmermann hat in seiner Recherche auch offizielle Anfragen an das BSI gestellt, aber nur einfache Antworten erhalten: „In seiner Zeit als Präsident des Vereins ‚Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V.‘ stand Herr Schönbohm nicht bewusst in Kontakt mit Nachrichtendiensten aus Russland oder anderen Ländern.“ Dennoch erhebt Böhmermann schwere Vorwürfe gegen den BSI-Präsident Arne Schönbohm, der „nicht bewusst“ Kontakte gehabt haben will.
Schönbohm scheint dennoch Kontakte zu pflegen. Erst vor kurzem gratulierte er via Twitter dem Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. zum Jubiläum „Herzlichen Glückwunsch zum Zehnjährigen! Ihr erfüllt eine wichtige Funktion als Impulsgeber und Austauschplattform, um Awareness und Management-Attention für das Thema Cybersicherheit zu schaffen.“
Politiker reagieren auf die Recherche
Das Thema ist auch bereits in der Tagepolitik angekommen und wird auch in den kommenden Wochen noch heiß diskutiert werden. Aktuell gibt es bereits wohl Anträge von Linken und Grünen das Thema politisch tiefer zu erläutern. Wahrscheinlich werden sich nach dem Beitrag von ZDF Royal und seiner Recherche einige Firmen nun Sorgen machen über den Einsatz der Software-Produkte von Protelion. Spannend wird auch sein, wie sich BSI-Präsident Arne Schönbohm weiterhin zum Thema äußern wird. Schließlich war es das BSI und insbesondere Arne Schönbohm, dass nach der russischen Attacke auf die Ukraine vor dem Einsatz von russischer Sicherheits-Software gewarnt hat. In Folge warnte das BSI sogar explizit vor dem Einsatz von Kaspersky-Software. Diese zogen sogar gegen das BSI vor Gericht, verloren aber einige Instanzen.
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