ICS-Computer weltweit von Spyware-Kampagne betroffen

Kaspersky_news

Beitrag teilen

Tausende Industrie-Computer waren weltweit von einer Spyware-Kampagne betroffen. 1,6 Prozent der betroffenen ICS-Computer in Deutschland. Die verwendete Malware weist Ähnlichkeiten mit Lazarus auf.

Von Mitte Januar bis Mitte November 2021 beobachteten Kaspersky-Experten eine neue Malware, die mehr als 35.000 Computer in 195 Ländern befallen hat. Die Malware ,PseudoManuscrypt’ weist Ähnlichkeiten zur ,Manuscrypt’-Malware der Advanced Persistent Threat (APT)-Gruppe Lazarus auf. Sie verfügt über fortschrittliche Spionagefunktionen und wurde bisher bei Angriffen auf Regierungsorganisationen und industrielle Kontrollsysteme (ICS) entdeckt.

35.000 ICS-Computer betroffen

Industrieunternehmen gehören zu den begehrtesten Zielen von Cyberkriminellen – sowohl aus finanziellen Gründen als auch weil sie viele Informationen zu bieten haben. So zeigten dieses Jahr APT-Gruppen wie Lazarus und APT41 reges Interesse an Industrieunternehmen. Bei der Untersuchung einer Reihe von Angriffen fanden die Experten von Kaspersky eine neue Malware, die gewisse Ähnlichkeiten mit der Malware Manuscrypt von Lazarus aufweist, die im Rahmen der ThreatNeedle-Kampagne dieser Gruppe gegen die Verteidigungsindustrie eingesetzt wurde. Der Name PseudoManuscrypt basiert deshalb auf der Ähnlichkeit der beiden Kampagnen.

Infizierung mit PseudoManuscrypt

PseudoManuscrypt wird zunächst über gefälschte Installationsarchive für raubkopierte Software auf die Systeme der Zielpersonen heruntergeladen, von denen einige für ICS-spezifische Raubkopien bestimmt sind. Diese gefälschten Installationsprogramme werden wohl über eine Malware-as-a-Service-Plattform (MaaS) angeboten, allerdings wurde in einigen Fällen PseudoManuscrypt auch über das berüchtigte Glupteba-Botnet installiert. Nach der Erstinfektion folgt eine komplizierte Infektionskette, über die vermutlich dann das schädliche Hauptmodul heruntergeladen wird.

Die Kaspersky-Experten konnten zwei Varianten dieses Moduls identifizieren, die beide über fortschrittliche Spyware-Funktionen verfügen – einschließlich der Protokollierung von Tastatureingaben, dem Kopieren von Daten aus der Zwischenablage, dem Diebstahl von VPN- (und möglicherweise RDP-) Authentifizierungs- und Verbindungsdaten sowie dem Kopieren von Screenshots.

Industrie im Visier der Hacker und APT-Gruppen

Kaspersky-Produkte blockierten PseudoManuscrypt zwischen dem 20. Januar und dem 10. November 2021 auf mehr als 35.000 Computern in 195 Ländern. Viele der Ziele waren Industrie- und Regierungsorganisationen, einschließlich militärisch-industrieller Unternehmen und Forschungslabors. 7,2 Prozent der angegriffenen Computer waren Teil industrieller Kontrollsysteme (ICS), wobei die Branchen Maschinenbau und Gebäudeautomatisierung am stärksten betroffenen waren. 1,6 Prozent der kompromittierten ICS-Computer und 2,2 Prozent der befallenen sonstigen Rechner befanden sich in Deutschland. Die Angriffe zeigen keine Präferenz für bestimmte Branchen, doch die große Zahl der betroffenen technischen Computer, darunter Systeme, die für 3D- und physische Modellierung und digitale Zwillinge verwendet werden, lässt vermuten, dass Industriespionage ein Ziel sein könnte.

Seltsam ist, dass einige der Betroffenen ICS-Computer Verbindungen zu den Betroffenen der Lazarus-Kampagne haben, über die Kasperskys ICS CERT bereits berichtet hat. Die Daten werden über ein seltenes Protokoll, das eine Bibliothek verwendet, die bisher nur bei der Malware von APT41 zum Einsatz kam, an den Server der Angreifer gesendet. Angesichts der großen Zahl an Betroffenen und dem Fehlen eines eindeutigen Fokus bringt Kaspersky die Kampagne jedoch nicht mit Lazarus oder einem anderen bekannten APT-Bedrohungsakteur in Verbindung.

Mehr bei Kaspersky.com

 


Über Kaspersky

Kaspersky ist ein internationales Cybersicherheitsunternehmen, das im Jahr 1997 gegründet wurde. Die tiefgreifende Threat Intelligence sowie Sicherheitsexpertise von Kaspersky dient als Grundlage für innovative Sicherheitslösungen und -dienste, um Unternehmen, kritische Infrastrukturen, Regierungen und Privatanwender weltweit zu schützen. Das umfassende Sicherheitsportfolio des Unternehmens beinhaltet führenden Endpoint-Schutz sowie eine Reihe spezialisierter Sicherheitslösungen und -Services zur Verteidigung gegen komplexe und sich weiter entwickelnde Cyberbedrohungen. Über 400 Millionen Nutzer und 250.000 Unternehmenskunden werden von den Technologien von Kaspersky geschützt. Weitere Informationen zu Kaspersky unter www.kaspersky.com/


 

Passende Artikel zum Thema

Bitterfeld: Ransomware-Attacke kostete 2,5 Millionen Euro

Der Cyberangriff mit Ransomware auf den Landkreis Bitterfeld vor drei Jahren zeigt die unbequeme Wahrheit: es dauerte Jahre die IT ➡ Weiterlesen

Neue Ransomware-Variante Fog entdeckt

Über die Bedrohungsakteure der neuen Ransomware-Variante namens Fog ist noch nicht viel bekannt. Bisher sind nur US-Amerikanische Organisationen davon betroffen ➡ Weiterlesen

Europol: Fast 600 kriminelle Cobalt Strike-Server ausgeschaltet

Alte und unlizenzierte Versionen von Cobalt Strike, das eigentlich legitime Testtool von Pentestern und Red-Teams, sind in den Händen von ➡ Weiterlesen

Kinsing-Malware – Millionen Angriffe täglich

Seit 2019 ist Kinsing-Malware, die insbesondere Cloud-Native-Infrastrukturen angreift, ständig auf dem Vormarsch. Eine neue Studie stellt Angriffstechniken und -taktiken der ➡ Weiterlesen

Komplexe IT-Sicherheit: 450 Endgeräte – 3 IT-Mitarbeiter

Viele Unternehmen verwenden mehrere Sicherheitslösungen gleichzeitig. Das führt zu einer hohen Komplexität. Malwarebytes hat in einer internationalen Umfrage 50 Unternehmen ➡ Weiterlesen

Microsoft schickt Kunden Warnung per E-Mail die wie Spam aussieht

Nach der Attacke von Midnight Blizzard im Januar warnte nun Microsoft seine Kunden im Juni per Erklärungs-E-Mail. Dumm nur, dass ➡ Weiterlesen

Starke Zunahme bei Malware-, BEC- und QR-Code-Phishing-Angriffen

Der aktuelle E-Mail Threat Landscape Report von Trend Micro zeigt eine starke Zunahme von Malware-, BEC- und QR-Code-Phishing-Angriffen auf Unternehmen. ➡ Weiterlesen

Telegram: 361 Millionen Nutzerdaten geleakt

Cyberkriminelle haben Millionen von E-Mail-Adressen sowie Benutzernamen und Passwörter von Online-Konten in Kanälen des Messenger-Dienstes Telegram veröffentlicht, so der Betreiber ➡ Weiterlesen