Am Freitag den 14. Januar 2022 gab es eine Cyberattacke auf mehrere Webseiten der ukrainischen Regierung und Botschaft. Ein Kommentar von John Hultquist, VP of Intelligence Analysis, Mandiant, zu diesem Vorfall.
„Das umfassende Defacement mehrerer ukrainischer Regierungs-Webseiten steht im Einklang mit Vorfällen, die wir in der Vergangenheit im Zuge der wachsenden Spannungen in der Region beobachtet haben. Bereits bei der Invasion in Georgien im Jahr 2008 wurde das Außenministerium diffamiert. Der georgische Präsident wurde damals mit Hitler verglichen. Erst 2019 führte die GRU-Einheit 74455 („Sandworm“) massenhafte Defacements in Georgien durch.
Patriotische Hacker oder Regierungsakteure?
Dieser Vorfall könnte sowohl das Werk von Regierungsakteuren als auch von Akteuren sein, die nur von der Regierung unterstützt werden. Es wäre aber ebenso möglich, dass unabhängige Teile der Zivilgesellschaft dafür verantwortlich sind. In der Vergangenheit wurden die meisten Defacements von Hackern auf der untersten Ebene vorgenommen, indem sie manchmal patriotische Botschaften auf den angegriffenen Webseiten veröffentlichten. Dennoch haben auch von der Regierung unterstützte Akteure bereits solche Aktivitäten durchgeführt.
Der Verweis auf den Streit zwischen Polen und der Ukraine in den eingefügten Botschaften lässt vermuten, dass der Akteur vorgeben will, ein polnischer Nationalist zu sein. Diese Behauptung ist zweifelhaft. Gefälschte nationalistische Hacktivisten werden von russischen Akteuren regelmäßig eingesetzt, um ihre aggressiven Aktivitäten abstreiten zu können. So nutzten die Russen beispielsweise den Namen der Gruppe „Anonymous Polen“ für Informationskampagnen gegen die olympischen Organisatoren, nachdem russische Athleten von den Spielen 2016 ausgeschlossen worden waren.
Mehrere Ziele – ein Angreifer?
Obwohl ein Vorfall, der mehrere Ziele gleichzeitig trifft, auf den ersten Blick wie eine komplexe, anspruchsvolle Operation aussieht, könnte er das Ergebnis eines einzigen Zugriffs auf ein Content-Management-System sein. Es ist wichtig, die zur Durchführung eines solchen Angriffs erforderlichen Fähigkeiten nicht zu überschätzen.
Mit zunehmenden Spannungen ist mit aggressiveren Cyber-Aktivitäten in der Ukraine und möglicherweise auch anderswo zu rechnen. Diese Aktivitäten können von Webseiten-Defacements und DDOS bis hin zu gefährlichen Angriffen reichen, die auf kritische Infrastrukturen abzielen. Die Unternehmen müssen sich jetzt darauf vorbereiten.“ so John Hultquist, VP of Intelligence Analysis, Mandiant.
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