Neue Strategie gegen Fachkräftemangel

Neuronen Gehirn Diversität Fachkräftemangel

Beitrag teilen

Deutsche Sicherheitsspezialisten plädieren für Vielfalt und Neurodiversität. Bitdefender-Studie: 47% sehen in Neurodiversität eine Strategie gegen Fachkräftemangel und blinde Flecken. Ein Kommentar von Liviu Arsene, Global Cybersecurity Researcher bei Bitdefender.

Kein Zweifel: Der Mangel an IT-Sicherheits-Fachkräften und -Expertise ist dramatisch. Rund drei von zehn Cybersecurity-Spezialisten in Deutschland sagen laut einer Bitdefender-Studie einen gravierenden Effekt voraus, wenn der Mangel an Cybersecurity-Expertise für fünf weitere Jahre anhalten wird: 21% der deutschen Befragten sagen, es werde „ernsthafte Störungen“ verursachen. Weitere 7% sagen sogar, es werde Unternehmen zerstören. Für die Studie wurden im Rahmen einer großangelegten internationalen Studie 513 Cybersecurity- und IT-Mitarbeiter in Deutschland befragt.

Anzeige

Befragten plädieren für eine größere Diversität

Doch es scheint einen Ausweg zu geben: Ein hoher Anteil der deutschen Befragten plädiert für eine größere Diversität in der IT-Sicherheit. Diese könnte sowohl den Fachkräftemangel lindern als auch durch ausgereiftere Strategien für eine höhere Sicherheit sorgen. Der Aussage „Es mangelt an Vielfalt in der Cybersicherheit – und das gibt Anlass zur Sorge“ hätten im Jahr 2015 nach eigener Einschätzung 47% zugestimmt. Jetzt, im Jahr 2020, stimmt der Aussage mit 54% deutlich über die Hälfte der Teilnehmer zu. Sieben von zehn Befragte (71%) glauben, dass in der Cybersicherheit ein Bedarf an vielfältigeren Fähigkeiten besteht.

Cyberkriminelle Gruppen waren schon immer heterogen

Was oft übersehen wird: Bedrohungsakteure und cyberkriminelle Gruppen waren schon immer ein heterogener Haufen. Wenn wir einen Blick auf einige der produktivsten APT-Gruppen werfen, wie zum Beispiel Carbanak, werden wir feststellen, dass sie grenzüberschreitend arbeiten, dass sie unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind, dass sie unterschiedliche IT-Kenntnisse haben und dass sie wahrscheinlich unterschiedliche religiöse Überzeugungen haben. Es ist anzunehmen, dass sie auch gemischtgeschlechtlich aufgestellt sind. Cyberkriminellen Gruppen haben keine Regeln bezüglich eines universitären Hintergrunds, einer Ausbildung oder eines Bewerbungsprozesses.

Hier sollte die Cybersicherheit offenbar ein wenig von den Cyberkriminellen lernen, um auf Dauer überlegen zu bleiben. Unternehmen sollten beim Recruiting aufgeschlossener sein und Menschen mit einzigartigen Talenten suchen. So können auch Sicherheitsteams Kollegen gebrauchen, die vielleicht technisch nicht besonders qualifiziert sind, aber ausgezeichnet kommunizieren können. Sie könnte von großem Nutzen sein, um mit nicht-technischer Sprache Ziele zu erreichen und beim Vorstand Zustimmung für unverzichtbare Investitionen zu gewinnen.

Neurodiversität gegen Fachkräftemangel

Eine besondere Rolle in der Verstärkung der Abwehrkräfte von Unternehmen könnte Neurodiversität spielen. Darunter versteht man eine stärkere Einbindung von Menschen im Autismus-Spektrum oder mit Legasthenie, Dyspraxie, ADHS und anderen neurologischen Besonderheiten. Fast die Hälfte der deutschen Befragten (47%) glaubt, dass der Cyber-Sicherheitssektor in den nächsten fünf Jahren neurodiverser werden sollte.

Neeraj Suri, Professor für Cybersecurity an der Universität Lancaster, erklärt den Vorteil neurodiverser Cybersecurity-Teams so: „Jede Gruppe, die das gleiche Verständnis eines Themas hat, sei es aufgrund ihrer Herkunft oder der Art und Weise, wie sie über ein bestimmtes Thema denkt, wird die gleichen Annahmen treffen. Beim Konzept von Neurodiversität geht es darum, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund dasselbe Problem betrachten, es aber unterschiedlich interpretieren.“

Falsche Vorannahmen aufdecken

Unterschiedliche Fähigkeiten und Neurodiversität gelten zurecht als Schlüssel zur Verbesserung der Cybersicherheitsabwehr, weil sie blinde Flecken und falsche Vorannahmen aufdecken. Organisationen sollten beim Aufbau von Sicherheitsteams flexibler und aufgeschlossener werden, indem sie statt nach Menschen, die in Schablonen passen, nach den Individuen suchen, die den Job am besten erledigen können.

Direkt zum Report „10 in 10“ bei Bitdefender.com

 


Über Bitdefender

Bitdefender ist ein weltweit führender Anbieter von Cybersicherheitslösungen und Antivirensoftware und schützt über 500 Millionen Systeme in mehr als 150 Ländern. Seit der Gründung im Jahr 2001 sorgen Innovationen des Unternehmens regelmäßig für ausgezeichnete Sicherheitsprodukte und intelligenten Schutz für Geräte, Netzwerke und Cloud-Dienste von Privatkunden und Unternehmen. Als Zulieferer erster Wahl befindet sich Bitdefender-Technologie in 38 Prozent der weltweit eingesetzten Sicherheitslösungen und genießt Vertrauen und Anerkennung bei Branchenexperten, Herstellern und Kunden gleichermaßen. www.bitdefender.de


 

Passende Artikel zum Thema

Cyber-Security-Report: Angriffe 2024 um 44 Prozent gestiegen

Die Gefahren durch Cyber-Kriminelle nehmen zu, vor allem durch den Einsatz generativer KI, so das Ergebnis des Cyber-Security-Reports 2025. Zu ➡ Weiterlesen

Microsoft: UEFI Secure Boot Schwachstelle entdeckt

Ein Anbieter für Sicherheitssoftware hat eine Sicherheitslücke entdeckt, mit der sich der UEFI Secure Boot umgehen lässt. Auf diese Weise ➡ Weiterlesen

Deutsche Unternehmensnetzwerke von Angriffen bedroht

Laut einer aktuellen IT-Sicherheitsstudie ist das Unternehmensnetzwerk jeder zweiten deutschen Organisation Ziel von Cyberangriffen. Bei rund 40 Prozent von ihnen ➡ Weiterlesen

Cyber-Security: Herausforderungen werden 2025 komplexer

2025 wird eine Zeit der Prüfung für deutsche Unternehmen. Sie müssen immer größeren Cyber-Security Anforderungen gerecht werden. Denn verschärfte Regularien ➡ Weiterlesen

Geopolitische DDoS-Attacken auf die Schweiz

Geopolitisch motivierte DDoS-Attacken sind ein steter Begleiter unseres Alltags geworden. Es vergeht kein Tag, wo wir nicht von den erfolgreichen ➡ Weiterlesen

Identitätskonvergenz, private GPTs und KI-Angriffe

2024 wurde die IT von zahlreichen Innovationen etwa bei KI und bei großen Sprachmodellen geprägt. Auch neue Angriffsvektoren wie das ➡ Weiterlesen

Report: Weltweiter Ransomware-Anstieg – Deutschland verbessert 

Weltweit steigt die Zahl der Ransomware-Attacken, in Deutschland jedoch sank sie aufgrund stärkerer Regulierungen und Gegenmaßnahmen. Dennoch bleibt Deutschland im ➡ Weiterlesen

NIS2-Umsetzung in Deutschland vorerst gescheitert

Das vorläufige Scheitern des laufenden Gesetzgebungsverfahrens zum NIS2-Umsetzungsgesetz in dieser Legislaturperiode sorgt derzeit für Schlagzeilen und Verunsicherung. Für die meisten ➡ Weiterlesen