ICS Risk & Vulnerability Report: Erneut mehr Schwachstellen in Industrieanlagen und kritischen Infrastrukturen (KRITIS) identifiziert. Fertigung, Energie und Wasserversorgung am stärksten gefährdete Bereiche der kritischen Infrastruktur. Bewusstsein für die Sicherheit von industriellen Netzwerken wächst.
In der zweiten Jahreshälfte 2020 waren 71 Prozent der aufgedeckten Schwachstellen in industriellen Steuerungssystemen (ICS) aus der Ferne ausnutzbar. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite halbjährliche ICS Risk & Vulnerability Report von Claroty, der Industrial Cybersecurity Company. Im Vergleich zu 2019 wurden demnach ein Viertel mehr ICS-Schwachstellen offengelegt, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 betrug die Steigerung 33 Prozent. Der Bericht kombiniert die Entdeckungen des Claroty-Forscherteams mit vertrauenswürdigen öffentlichen Quellen wie der National Vulnerability Database (NVD), dem Industrial Control Systems Cyber Emergency Response Team (ICS-CERT), CERT@VDE, MITRE sowie den Industrieautomationsherstellern Schneider Electric und Siemens.
Viele Schwachstellen identifiziert
Im zweiten Halbjahr 2020 wurden 449 Schwachstellen in ICS-Produkten von 59 Anbietern bekannt. Davon wurden 70 Prozent mit hohen oder kritischen CVSS-Scores (Common Vulnerability Scoring System) bewertet. Gut Dreiviertel (76 %) dieser Schwachstellen können zudem ohne Authentifizierung ausgenutzt werden.
„Die beschleunigte Konvergenz von IT- und OT-Netzwerken aufgrund der digitalen Transformation steigert zwar die Effizienz von industriellen Prozessen, vergrößert aber auch die Angriffsfläche“, erklärt Amir Preminger, Vice President of Research bei Claroty. „Staatlich unterstützte Angreifer haben offensichtlich viele Aspekte des Netzwerkperimeters im Blick, um diese auszunutzen, und auch Cyberkriminelle konzentrieren sich speziell auf ICS-Prozesse. Deshalb ist der Einsatz von Sicherheitstechnologien wie netzwerkbasierte Erkennung und sicherer Fernzugriff im industriellen Umfeld von größter Bedeutung. Gleichzeitig ist es sehr ermutigend zu sehen, dass das Interesse an industriellen Steuerungssystemen innerhalb der Sicherheitsforscher-Community wächst. Wir müssen diese Schwachstellen stärker beleuchten, um die Bedrohungen auf Abstand zu halten.“
Mehr Schwachstellen in kritischen Sektoren
Im Bereich der kritischen Infrastruktur (KRITIS) waren vor allem die kritische Fertigung, Energie, Wasser und Abwasser sowie gewerbliche Anlagen von den im zweiten Halbjahr 2020 bekannt gewordenen Schwachstellen betroffen. Diese Bereiche zeigen durchweg einen Anstieg gegenüber den beiden Vorjahren:
- Kritische Fertigung: Steigerung um 15 Prozent gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2019 und zwei Drittel mehr (66 %) identifizierte Schwachstellen als im zweiten Halbjahr 2018
- Energie: Plus acht Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2019 und 74 Prozent gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2018
- Wasser und Abwasser: Steigerung um mehr als die Hälfte (54 %) gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2019 und 63 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2018
- Gewerbliche Anlagen: Steigerung um 14 Prozent gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2019 und 140 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2018
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