Selten war das Weltgeschehen so dynamisch und weitreichend wie jetzt. Und kaum war es schwieriger, Einschätzungen über weitere Entwicklungen für Unternehmen abzugeben. Dennoch lassen sich aus den Entwicklungen in der IT-Security 2020 wichtige Erkenntnisse für 2021 ableiten.
Das Jahr 2020 war beispiellos. Rückblickend fällt es zunächst schwer, Highlights oder „gute Nachrichten“ zu identifizieren. Betrachtet man das Jahr hingegen aus technologischer Sicht, lässt sich ein Silberstreifen am Horizont erkennen: Die „wir bleiben zuhause“-Anordnungen der Regierungen haben zu einem großen Sprung in den digitalen Transformationsbemühungen von Unternehmen geführt.
Digitale Transformation als Ziel
Seit den frühen 2010er-Jahren ist die digitale Transformation in einer Vielzahl von Organisationen ein langfristiges Ziel. Die Anordnungen zum Remote-Work haben nun dafür gesorgt, dass Unternehmen gleich mehrere Digitalisierungsschritte auf einmal vollzogen haben: Die Cloud-Nutzung ist gestiegen, um Arbeitsabläufe aufrecht erhalten und Geschäftsmodelle schnell bereit stellen zu können. Es ist gut möglich, dass ohne den Zwang zum Remote Work die digitale Transformation auch im kommenden Jahrzehnt noch auf der To-Do-Liste vieler Unternehmen gestanden hätte. Nun allerdings ist der Geist aus der Flasche: Unternehmen, die durch die voll digitalisierten Abläufe auch eine Verbesserung der Effizienz wahrnehmen, beginnen nun die Diskussion um eine neue Arbeitskultur. Der 5G-Netzausbau, der derzeit weltweit vorangetrieben wird, bietet ihnen dafür eine Perspektive mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.
Hochkonjunktur für Hacker
Nachdem binnen kürzester Zeit sämtliche Mitarbeiter weltweit zu einem selbstisolierten Arbeitsalltag mit häufig provisorischer digitaler Ausstattung gewechselt haben, brach auch bei Cyberkriminellen muntere Geschäftigkeit aus. Die dem Internet Crime Complaint Center (IC3) des FBI gemeldeten Verbrechen haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie fast vervierfacht. Eine Entwicklung, die sich 2021 fortsetzen wird. Die Zahl der aktiven Internetnutzer, die im Juli 2020 4,6 Milliarden betrug und damit 59 Prozent der Weltbevölkerung darstellte, wird auch dieses Jahr weiter wachsen. 84 Prozent der Unternehmen werden je nach Status lokaler Verordnungen weiterhin Telearbeit in hohem Umfang unterstützen. In Kombination mit Technologien wie 5G, die auch Cyberkriminellen ihre Arbeit erleichtern, kann man davon ausgehen, dass die Zahl der von Cyberangriffen Betroffenen noch weiter steigen wird.
Auch in diesem Jahr sind groß angelegte Phishing-Kampagnen, die beispielsweise Neuigkeiten zum Infektionsgeschehen oder Ratgeber zu staatlicher Förderung als Köder nutzen, zu erwarten. Phishing-Angriffe sind alles andere als neu. Das Bewusstsein für derartige Attacken ist in den vergangenen Jahren erfreulicherweise deutlich gewachsen. Dennoch haben Hacker mit dieser Social Engineering-Taktik in ungewissen, stressigen Zeiten bei nervlich angespannten Opfern überaus hohen Erfolg. Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die Empfänger dieser Nachrichten auf bösartige URLs klicken, Anhänge öffnen und persönliche Daten preisgeben. Das Managen von Insider-Bedrohungen gehört somit auch 2021 zu den dringendsten Herausforderungen von IT-Security-Teams.
Medizineinrichtungen und Finanzunternehmen als Ziele
Aus den Entwicklungen 2020 lässt sich schließen, dass Cyberkriminelle die Schlagkraft ihrer Angriffe steigern werden. Kliniken oder andere medizinische Einrichtungen wie Labore könnten verstärkt von Hackern als Ziele für Ransomware-Attacken ausgewählt werden. Durch ihre hohe Relevanz in der Pandemiekrise sehen Kriminelle womöglich höhere Chancen darauf, erfolgreich Lösegeld erpressen zu können. Ebenso macht die Möglichkeit, sensible Daten zu erbeuten, medizinische Einrichtungen zu einem attraktiven Ziel.
Finanzdienstleister hingegen werden zwar vergleichsweises selten angegriffen. Ist dies allerdings der Fall, ist der Schaden viel größer und nachteiliger als bei Unternehmen in anderen Branchen, wie Bitglass herausfand: 2019 entfielen nur sieben Prozent aller Sicherheitsverletzungen auf Finanzdienstleister. Jedoch hatten die dort entwendeten Datensätze einen Mehrheitsanteil von 62 Prozent an der Jahres-Gesamtmenge. Der hohe Wiederverkaufs- und Nutzwert von Finanzdaten, macht Finanzinstitutionen zu einem lukrativen Ziel für Cyberkriminelle.
Darüber hinaus könnten Finanz- und medizinische Einrichtungen auch als sekundäre Ziele fungieren: Hacker infiltrieren sie, um Datensätze entwenden zu können, die es ihnen ermöglichen, bei anderen kriminellen Kampagnen glaubhaft in deren Namen auftreten zu können. Authentisch wirkende E-Mails mit typischen Formulierungen und scheinbar echten Vorgangsnummern können bei breit angelegten Phishing-Angriffen für eine höhere Erfolgsquote sorgen.
Datensicherheit mit knappen Budgets
IT-Teams sehen sich derzeit der Aufgabe gegenüber, mit knappen Budgets auch in ungewöhnlichen Situationen für die Sicherheit der Unternehmensdaten zu sorgen. Nach Jahren des Wachstums sanken die IT-Ausgaben im Jahr 2020 um fast 10 Prozent. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend 2021 fortsetzt, da Forrester vorhersagt, dass die US-Tech-Investitionen um weitere 1,5 Prozent sinken werden – ein Rückgang um 135 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Höchststand von 2019. Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass das US-Wirtschaftsdefizit von 779 Milliarden US-Dollar Ende 2018 auf 2,8 Billionen US-Dollar im Juli 2020 gestiegen ist.
Trotz der budgetbedingten Widrigkeiten müssen CIOs die digitale Transformationslücke in ihren Organisationen schließen. Das Versäumnis, herauszufinden, wie Datensicherheit auch bei Remote-Arbeit aufrecht erhalten werden kann, hat im Jahr 2020 dazu geführt, dass fast 25 Prozent der Unternehmen unerwartete Kosten für Cybersecurity-Verstöße und Malware-Infektionen zahlen mussten. Wenn Unternehmen ihre Sicherheitsansätze nicht überdenken, werden Cyberkriminelle ihre Taktiken weiterentwickeln und Mitarbeiter im Remote Work als ideale Einstiegspunkte in das IT-Ökosystem von Unternehmen nutzen.
Entscheidungsdruck für Unternehmen
Technologisch bieten sich derzeit für Unternehmen die besten Voraussetzungen, um die digitale Transformation ein für allemal dauerhaft zu vollziehen. Schwierigkeiten können jedoch in der IT-Security aus der verschärften Bedrohungslage entstehen. Organisatorisch stehen sie vor der Herausforderung, auch im Remote Work-Betrieb ihr Geschäftsmodell für relevante, kurzfristige Marktereignisse agil zu halten. Andererseits müssen sie geeignete Wege finden, Datensicherheit dauerhaft herzustellen. Unternehmen sehen sich in diesen höchst ungewissen Zeiten unter einem deutlich höheren Druck, langfristig strategisch rational zu entscheiden.
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