Mehr Online-Kriminalität als Kriegsfolge?

Sophos News

Beitrag teilen

Als Folge des Krieges Russland gegen die Ukraine: werden wir mehr oder weniger Online-Kriminalität erleben? Digitale Isolation und Wirtschaftssanktionen könnten Russlands Beitrag zur weltweiten Internetkriminalität verringern oder verstärken. Eine Einschätzung von Chester Wisniewski , Prinicpal Research Scientist, Sophos.

In der Cybersicherheitsgemeinschaft wird zunehmend darüber spekuliert, wie sich Russlands Militäroffensive gegen die Ukraine auf die Online-Kriminalität auswirken könnte. Russland wird zunehmend isoliert, sowohl durch Russland selbst als auch durch ausländische Unternehmen, die ihre Geschäfte mit der Föderation einstellen. Die Isolation ist dabei nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch digitaler Natur. Zwei große Internet-Backbone-Betreiber haben die Durchleitung von Datenverkehr in die und aus der Russischen Föderation eingestellt, und Russlands interner Zensurapparat blockiert den Zugang zu vielen westlichen Diensten.

Cyberkriminalität ist ein globales Geschäft

Es besteht kein Zweifel daran, dass viele Cyberkriminelle von der Russischen Föderation aus operieren, aber die meisten Gruppen sind keineswegs ausschließlich russisch. Es wurden Cyberkriminelle aus aller Herren Länder verhaftet, darunter Kanada, den Vereinigten Staaten, Lettland, Deutschland, oder gar der Ukraine. Cyberkriminalität ist ein wirklich globales Geschäft.

Selbst bei Gruppen mit russischen Mitgliedern, wie der kürzlich gehackten Conti-Ransomware-Bande, befindet sich ihre Infrastruktur nur selten in Russland. Diese Gruppen nutzen Proxys, Tor und virtuelle private Serverinfrastrukturen, die in Europa, Nordamerika und Asien gehostet werden. Selbst wenn Wladimir Putin beschließt, den “Internet-Kill-Switch” zu betätigen, ist es unwahrscheinlich, dass dies tatsächlich viele dieser Aktivitäten aufhält. Es ist eher wahrscheinlich, dass es die Arbeit der Cyberkriminellen lediglich vorübergehend behindert.

Qualifizierte Arbeitslosigkeit oder die dunkle Seite der Macht

Wenn Russland im Internet bleibt, könnten wir tatsächlich eine Zunahme bösartiger Cyberaktivitäten erleben, da qualifizierte Arbeitskräfte innerhalb der russischen Grenzen in einer zunehmend schwächelnden Wirtschaft arbeitslos werden.

Die meisten Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben traditionell ein starkes Bildungsangebot im Bereich der Informatik, was zu hoch qualifizierten Arbeitskräften mit jedoch begrenzten legalen Beschäftigungsmöglichkeiten führt.

In letzter Zeit haben sich viele um gut bezahlte Vertragsarbeit für westliche Unternehmen bemüht, während andere sich der Internetkriminalität zuwandten. Wenn die IT-Auftragsarbeit versiegt, könnten sich mehr Technologiefachleute auf die dunkle Seite schlagen, um über die Runden zu kommen. Eine Lösegeldzahlung in Bitcoin, die nicht durch Sanktionen behindert wird, ist ein langer Weg.

Es liegt bei uns

Die Realität, der wir uns stellen müssen, ist, dass es an uns liegt, unsere Nutzer, Netzwerke und Daten zu schützen. Ransomware und andere Arten der Online-Kriminalität werden nicht verschwinden, selbst wenn wir die Fähigkeit eines unserer stärksten Gegner, über das freie und offene Internet zu kommunizieren, unterbrechen.

Die Online-Kriminalität ist global, und Kryptowährungen lassen sich absichtlich nicht so leicht kontrollieren, so dass diese Aktivitäten mit oder ohne Russlands Beteiligung weiter zunehmen werden. Der beste Zeitpunkt, um Sicherheitsstrategien zu aktualisieren, ist immer derselbe. Und zwar jetzt.

Mehr bei Sophos.com

 


Über Sophos

Mehr als 100 Millionen Anwender in 150 Ländern vertrauen auf Sophos. Wir bieten den besten Schutz vor komplexen IT-Bedrohungen und Datenverlusten. Unsere umfassenden Sicherheitslösungen sind einfach bereitzustellen, zu bedienen und zu verwalten. Dabei bieten sie die branchenweit niedrigste Total Cost of Ownership. Das Angebot von Sophos umfasst preisgekrönte Verschlüsselungslösungen, Sicherheitslösungen für Endpoints, Netzwerke, mobile Geräte, E-Mails und Web. Dazu kommt Unterstützung aus den SophosLabs, unserem weltweiten Netzwerk eigener Analysezentren. Die Sophos Hauptsitze sind in Boston, USA, und Oxford, UK.


 

Passende Artikel zum Thema

Forscher: Cisco-Appliance geknackt und Doom darauf installiert 

Der Sicherheitsforscher Aaron Thacker wollte eigentlich nur aus einer Cisco-Appliance einen Server basteln. Dabei entdeckte er eine Schwachstelle in der ➡ Weiterlesen

Quantensichere Verschlüsselung

Ein Anbieter von Lösungen, die das Privileged Access Management (PAM) nahtlos erweitern, bietet ab sofort einen effektiven Schutz vor Bedrohungen ➡ Weiterlesen

Neue russische Malware Kapeka entdeckt

Die Security-Experten von WithSecure haben Kapeka enttarnt. Die neue Malware scheint Verbindungen zur russischen Hacker-Gruppe Sandworm zu haben. Mehrere Faktoren ➡ Weiterlesen

Lancom LCOS mit Schwachstelle bei Root-Passwort 

Lancom und auch das BSI melden einen Konfigurations-Bug für das Betriebssystem LCOS: Eine Schwachstelle mit dem CVSS-Wert von 6.8 kann ➡ Weiterlesen

Schwachstellen XenServer und Citrix Hypervisor

Citrix warnt vor zwei Schwachstellen in XenServer und Citrix Hypervisor. Die Sicherheitslücken sind zwar nur mittelschwer, aber dennoch wird ein ➡ Weiterlesen

Erfolgreiches Phishing: Angreifer attackieren MFA-Dienstleister für Cisco Duo 

Kurz "Duo" nennt Cisco seine Zero-Trust-Sicherheitsplattform. Deren Zugänge sind state of the art durch eine Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) geschützt. Durch einen ➡ Weiterlesen

Nordkoreanische Staatshacker setzen auf neue Spionagetaktiken

Erst einmal reden, dann hacken: Die nordkoreanische Hackergruppe TA427 versucht auf recht unspektakuläre Weise Außenpolitikexperten anzusprechen, um deren Standpunkt zu ➡ Weiterlesen

Desinformationskampagnen aus China

Der Bericht, dass China angeblich Wahlen stört und manipuliert, indem es KI-generierte Inhalte zur Verbreitung von Desinformationen nutzt, sollte keine ➡ Weiterlesen