Die EMEA-Region als DDoS-Bedrohungslandschaft meldete über 1,8 Millionen Angriffe im ersten Halbjahr 2022, ein Anstieg von neun Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021, so der neueste NETSCOUT Threat Intelligence Report. Krieg, Religion und Politik heizen die Lage weiter an.
Während Russland und die Ukraine die DDoS-Hauptangriffsziele waren, gab es in mehreren Ländern der Region ungewöhnliche Angriffsspitzen, die auf die Auswirkungen des Krieges zurückzuführen sind. Finnland beispielsweise meldete einen Anstieg der Angriffe um 249 Prozent, was höchstwahrscheinlich auf die bevorstehende NATO-Mitgliedschaft des Landes zurückzuführen ist. Auch in Irland kam es zu einem Anstieg der Angriffe um 200 Prozent, was möglicherweise in Zusammenhang mit der Verlagerung ukrainischer Ressourcen aus dem Land in cloudbasierte Systeme in Irland steht.
Teilweise Anstiege bis 250 Prozent
Richard Hummel, Senior Manager of Threat Intelligence bei NETSCOUT, gibt die folgende Einschätzung darüber, wie geopolitische Konflikte die DDoS-Bedrohungslandschaft verändern: „Früher hätte man solche Angriffe vor allem als lokal betrachtet, doch aufgrund der fortschreitenden Entwicklung hin zu einem zunehmend globalisierten und vernetzten sozioökonomischen Modell führen die heutigen Angriffe zu weltweiten Konsequenzen und unverhältnismäßigen Kollateralschäden. Dies hat zur Folge, dass Organisationen und Einzelpersonen, die kein inhärentes Interesse an einem bestimmten gesellschaftspolitischen Ereignis haben, dennoch durch DDoS-Angriffe negativ beeinflusst werden.
Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist, dass militärisch fähige Nationalstaaten die strategische Ambiguität zugunsten einer offenen hybriden Kriegsführung aufgeben. Und dieses Verhalten führt zu einem gefährlichen neuen Maß an Unberechenbarkeit in bereits angespannten Situationen.
Lokale Konflikte spielen eine große Rolle
Dabei ist auch zu beachten, dass die Angreifer keinen bestimmten Grund für einen Angriff brauchen. Sie führen ihn unter dem Deckmantel des Aktivismus, der Religion, des Nihilismus, der militärischen Eroberung usw. durch. Organisationen müssen daher bei der Bewertung von DDoS-Risikofaktoren sowohl lokale als auch internationale Konflikte in Betracht ziehen, insbesondere wenn sie sich auf Elemente der direkten Servicebereitstellung, Partner in der Lieferkette und andere Abhängigkeiten beziehen.“
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