Plus 250%: Angriffe auf Remote-Desktop-Protokolle

Home-Office Attacke RDP

Beitrag teilen

Home-Office: Angriffe auf Remote-Desktop-Protokolle in Deutschland um 252 Prozent gestiegen. Kaspersky verzeichnet in Deutschland fast 200 Millionen Attacken auf RDP. Weltweit 1,7 Millionen schädliche Dateien als Apps für Unternehmenskommunikation getarnt.

Da viele Menschen aufgrund der Covid-Pandemie im Home-Office tätig sind, nutzen sie vermehrt digitale Plattformen und Tools – sowohl für berufliche als auch private Zwecke. Das weckt das Interesse von Cyberkriminellen, führt zum Aufkommen neuer Bedrohungen und verstärkt schon bestehende. Im Vergleich zum Vorjahr stellten die Experten von Kaspersky in Deutschland eine Zunahme um 252 Prozent von Brute-Force-Angriffen auf Remote-Desktop-Protokolle (RDP) fest. Außerdem identifizierten sie weltweit 1,7 Millionen einzigartige schädliche Dateien, die- als Apps für Unternehmenskommunikation getarnt waren. Diese beiden Ergebnisse zeigen, dass Angreifer ihre Anstrengungen auf Nutzer ausrichten, die von zu Hause aus arbeiten.

Home-Office eröffnet neue Angriffspunkte

Die Notwendigkeit, Mitarbeitern in kürzester Zeit zu ermöglichen remote zu arbeiten, eröffnete Cyberkriminellen neue Angriffspunkte. Das Datentransfervolumen der Unternehmen nahm zu und Mitarbeiter gingen schnell dazu über, für den Datenaustausch und die Arbeit generell auch potenziell unsichere WLAN-Netzwerke sowie Drittanbieterdienste zu nutzen. Eine große Herausforderung für die Sicherheitsteams in Unternehmen bleiben Fernzugriffstools [4]. Eines der beliebtesten Protokolle auf Anwendungsebene für den Zugriff auf Windows-Arbeitsstationen oder -Server ist das Remote Desktop Protokoll (RDP). Computer, die Remote-Mitarbeitern zur Verfügung gestellt und teilweise falsch konfiguriert wurden, nahmen während des ersten Lockdowns weltweit zu, ebenso die Anzahl von Cyberangriffen auf diese. Im Zuge solcher Attacken wurde in der Regel versucht, mithilfe der Brute-Force-Methode an Nutzernamen und die dazugehörigen Passwörter für RPD zu kommen. War diese Strategie erfolgreich, erhielten Cyberkriminelle Fernzugriff auf den Zielcomputer im Netzwerk.

Seit Anfang März ist die Anzahl der Bruteforce.Generic.RDP-Erkennungen in die Höhe geschossen, was dazu führte, dass die in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 festgestellte Gesamtzahl in Deutschland um etwa das 3,5-fache gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 gestiegen ist. Zwischen Januar und November 2020 wurden 200 Millionen Angriffe in Deutschland und 3,3 Milliarden weltweit auf Remote-Desktop-Protokolle festgestellt. Im gleichen 11-Monatszeitraum 2019 waren es global 969 Millionen Angriffe.

Verstärkter Einsatz von Online-Tools

Abgesehen von Angriffen auf das RDP fanden Cyberkriminelle außerdem schnell heraus, dass viele von Zuhause aus arbeitende Beschäftigte die Offline-Kommunikation durch Online-Tools ersetzten und fingen an, auch diesen Umstand für ihre Zwecke auszunutzen. Kaspersky entdeckte weltweit 1,66 Millionen einzigartige schädliche Dateien, die unter dem Deckmantel populärer Messenger- und Online-Konferenzanwendungen zum Einsatz kamen. Einmal installiert, luden diese Dateien in erster Linie Adware, also Programme, die die Geräte der Opfer mit unerwünschter Werbung überfluten und ihre persönlichen Daten zur Nutzung durch Dritte sammeln, herunter. Eine andere Gruppe, als Unternehmensanwendungen getarnt, waren Downloader – Anwendungen, die selbst nicht unbedingt bösartig sind, aber andere Programme, von Trojanern bis hin zu Fernzugriff-Tools, herunterladen können.

Bewusstsein für Cyberbedrohungen noch stärker fördern

“Dieses Jahr hat uns viel gelehrt. Der Schritt zu einer Remote-Tätigkeit war nicht so reibungslos, wie man sich das vorstellt, vor allem wenn man bedenkt, dass wir bereits in einer, wie wir dachten, digitalisierten Welt lebten”, kommentiert Dmitri Galow, Sicherheitsforscher bei Kaspersky. “Mit der Verlagerung des Schwerpunkts auf Heimarbeit veränderte sich auch der Fokus von Cyberkriminellen. Diese richteten ihre Bemühungen nun darauf aus, von der steigenden Akzeptanz dieses Arbeitsmodells zu profitieren. Auf der einen Seite habe ich mich darüber gefreut, dass dieser Wechsel schnell vonstattenging und die Arbeitswelt weiterhin funktionieren konnte und die Wirtschaft nicht brach lag. Auf der anderen Seite jedoch wissen wir jetzt auch, dass wir alle noch viel über den verantwortungsvollen Einsatz von Technologie lernen müssen, vor allem was den sicheren Austausch von Daten betrifft.”

Bewusstsein schaffen hilft

Dmitry Galov weiter: “Als eine der größten Herausforderungen des Jahres 2020 hat sich das Schaffen von Bewusstsein für potenzielle Online-Gefahren herausgestellt. Der Schlüssel liegt hier nicht darin, dass die plötzliche Nachfrage nach Online-Diensten – sei es für die Arbeit oder für die Lieferung von Lebensmitteln – gestiegen ist. Viele neue Nutzer waren Menschen, die es prinzipiell bislang vermieden haben, sich digital zu exponieren. Sie haben die Notwendigkeit der Cybersicherheit nicht unbedingt außer Acht gelassen, sich jedoch bislang dafür entschieden, keine digitalen Dienste zu nutzen. Infolgedessen waren sie wenig über digitale Gefährdungspotenziale aufgeklärt. Diese Gruppe von Menschen erwies sich während der Pandemie als eine der verwundbarsten, denn ihr Bewusstsein für Online-Gefahren war sehr gering. Es scheint, als hätte man uns weltweit vor eine große Herausforderung gestellt, und ich hoffe, dass dies dazu beigetragen hat, das allgemeine Bewusstsein für Cybersicherheit unter einfachen Nutzern zu erhöhen.”

Mehr dazu auf SecureList von Kaspersky.com

 


Über Kaspersky

Kaspersky ist ein internationales Cybersicherheitsunternehmen, das im Jahr 1997 gegründet wurde. Die tiefgreifende Threat Intelligence sowie Sicherheitsexpertise von Kaspersky dient als Grundlage für innovative Sicherheitslösungen und -dienste, um Unternehmen, kritische Infrastrukturen, Regierungen und Privatanwender weltweit zu schützen. Das umfassende Sicherheitsportfolio des Unternehmens beinhaltet führenden Endpoint-Schutz sowie eine Reihe spezialisierter Sicherheitslösungen und -Services zur Verteidigung gegen komplexe und sich weiter entwickelnde Cyberbedrohungen. Über 400 Millionen Nutzer und 250.000 Unternehmenskunden werden von den Technologien von Kaspersky geschützt. Weitere Informationen zu Kaspersky unter www.kaspersky.com/


 

Passende Artikel zum Thema

Kryptografie und Quantencomputing

Kryptografie ist seit geraumer Zeit eines der besten Mittel, um digitale Informationen vor unberechtigtem Zugriff zu schützen – beispielsweise, um ➡ Weiterlesen

KMU im Visier: Cyberangriffe auf Lieferketten

Partnerschaften, Dienstleistungen, Kundenbeziehungen – keine Organisation agiert autark. Verträge, Compliances und Gesetze regeln die Zusammenarbeit, doch wie steht es um ➡ Weiterlesen

Ursachen für Datenverluste in deutschen Unternehmen

Datenverlust ist ein Problem, das im Zusammenspiel zwischen Menschen und Maschinen auftritt: „Unvorsichtige Benutzer“ sind mit viel größerer Wahrscheinlichkeit die ➡ Weiterlesen

Warum Cyberkriminelle extra auf Backups zielen

Es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, verschlüsselte Daten nach einem Ransomware-Angriff wiederherzustellen: die Wiederherstellung aus Backups und die Zahlung des ➡ Weiterlesen

Report: Mehr E-Mail-Server-Angriffe und Evasive Malware

WatchGuard Internet Security Report dokumentiert einen dramatischen Anstieg der sogenannten „Evasive Malware“, was zu einer deutlichen Erhöhung des Malware-Gesamtvolumens beiträgt. ➡ Weiterlesen

Tape-Speicher als wertvolle Backup- und Cyberschutz-Strategie

Viele Unternehmen achten bei ihrer Backup-Recovery-Lösung hauptsächlich auf Speichertechnologien, die eine hohe Geschwindigkeit bei der Datenwiederherstellung gewährleisten, um die Business ➡ Weiterlesen

Ransomware: Cybercrime-Gruppen erhöhen Lösegeldforderungen

Wie ein neuer Report zeigt, setzen Cyberkriminelle neben Ransomware auch weiterhin auf Business E-Mail Compromise und nutzen seit langem bekannte, ➡ Weiterlesen

Cyber-Security-Versicherung oder besserer Datenschutz?

Das Datenvolumen in Organisationen wächst stetig und viele Unternehmen schlagen sich mit der Frage herum, wie sie diese Datenmengen vor ➡ Weiterlesen