Erfolgreiche Angriffe auf Energie- und Versorgungsunternehmen, wie etwa Colonial Pipeline oder Ukrainische Energieversorger zeigen, wie weitreichend ein Angriff sein kann. Die ersten Angriffsschritte erfolgen in vielen Fällen via ausgeklügelten E-Mail-Attacken.
Unternehmen im Energie- und Versorgungssektor nutzen zunehmend digitale Technologien, um komplexe verteilte Operationen und Remote-Standorte wie Windparks, Kraftwerke und Netze zu verwalten und zu integrieren. Erfolgreiche Angriffe auf Energie- und Versorgungsunternehmen zeigen, wie weitreichend deren Auswirkungen sein können.
Ein Beispiel ist der Ransomware-Angriff auf Colonial Pipeline im Mai 2021, die größte Kraftstoffpipeline der USA. Dieser führte zu einer Lösegeldzahlung in Höhe von 4,4 Millionen Dollar sowie zu Treibstoffengpässen und Panikkäufen unter Autofahrern. Knapp ein Jahr später im April 2022 wurden in Deutschland drei Windenergieunternehmen Opfer von Cyberangriffen, die Tausende von digital gesteuerten Windkraftanlagen lahmlegten.
E-Mail-Angriffe: Energie- und Versorgungssektor betroffen
Eine kürzlich im Auftrag von Barracuda durchgeführte internationale Studie unter mittelständischen Unternehmen ergab, dass im Jahr 2022 81 Prozent der Befragten aus der Energie-, Öl- und Gas- sowie Versorgungsbranche von einer E-Mail-Sicherheitsverletzung betroffen waren. Der Gesamtwert für alle befragten Branchen lag im Vergleich bei 75 Prozent. Von allen befragten Branchen waren Energie- und Versorgungsunternehmen zudem am stärksten vom Produktivitätsverlust der Mitarbeiter betroffen: mehr als die Hälfte (52 Prozent) gaben dies als Folge des Angriffs an – im Vergleich zu nur 38 Prozent insgesamt. Der Produktivitätsrückgang hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass 48 Prozent der Befragten mehr als die Hälfte ihrer Belegschaft im Außendienst beschäftigt haben und diese Mitarbeiter während der Ausfallzeit nicht arbeiten konnten.
Ein überdurchschnittlich hoher Anteil im Energie- und Versorgungssektor (50 Prozent) gab zudem an, Imageschäden aufgrund von Verstößen gegen die E-Mail-Sicherheit erlitten zu haben. Denn als stark regulierte und wettbewerbsintensive kritische Infrastruktur mit einer breiten Endnutzerbasis kann hier ein Sicherheitsvorfall viele Menschen betreffen, Kundenbeziehungen schädigen und zu negativer Medienberichterstattung hinsichtlich Geldstrafen oder Verstößen gegen rechtliche Vorschriften führen.
Stark und häufig mehrfach von Ransomware-Angriffen betroffen
Der überdurchschnittlich hohe Anteil der Unternehmen, die von einem erfolgreichen E-Mail-Sicherheitsverstoß betroffen sind, macht es fast unvermeidlich, dass der Anteil der Unternehmen, die von anderen Angriffen, einschließlich Ransomware, betroffen sind, ebenfalls relativ hoch ist. Tatsächlich waren 85 Prozent der Befragten aus dem Energie- und Versorgungssektor von Ransomware betroffen, im Vergleich zu 75 Prozent insgesamt. 56 Prozent in diesem Sektor berichteten von zwei oder mehr erfolgreichen Ransomware-Angriffen (gegenüber 38 Prozent insgesamt). Dies deutet darauf hin, dass Angriffe nicht immer vollständig neutralisiert oder Sicherheitslücken nach dem ersten Vorfall nicht immer erkannt und behoben werden.
Die gute Nachricht ist, dass fast zwei Drittel (62 Prozent) in der Lage waren, verschlüsselte Daten mithilfe von Backups wiederherzustellen (verglichen mit 52 Prozent insgesamt), obwohl 31 Prozent das Lösegeld für die Wiederherstellung ihrer Daten bezahlten.
Fast vier Tage, bis ein E-Mail-Sicherheitsvorfall erkannt und behoben wird
Zudem zeigt die Umfrage, dass Energie- und Versorgungsunternehmen etwas länger als viele andere Branchen benötigen, um einen E-Mail-Sicherheitsvorfall zu erkennen: im Durchschnitt 51 Stunden, verglichen mit 43 Stunden insgesamt. Der Sektor war jedoch schneller als die meisten anderen, wenn es darum ging, auf den Vorfall zu reagieren und ihn zu beheben – durchschnittlich 42 Stunden im Vergleich zu 56 Stunden insgesamt.
Als größte Hindernisse für eine schnelle Reaktion und Schadensbegrenzung nannten 46 Prozent der Befragten in diesem Sektor die fehlende Automatisierung (gegenüber 38 Prozent insgesamt) und 40 Prozent die mangelnde Transparenz (gegenüber 29 Prozent insgesamt).
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