
2024 waren Unternehmensdienstleistungsbetriebe die am häufigsten attackierte Branche des Handelssektors, gefolgt von Einzelhandel und Fertigung. In Frankreich, Deutschland und Italien gab es die meisten Ransomware-Angriffe. Immer weniger Betriebe zahlen Lösegeld, so die Ergebnisse eines Reports.
Auf der Check Point-Veranstaltung CPX in Wien stellte das Unternehmen Cyberint von Check Point die Ergebnisse seines aktuellen Reports zur Bedrohungslage in der europäischen Handelsbranche vor.
Die Einzelhandelsbranche sieht sich in ihren wichtigsten Sektoren mit sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen konfrontiert. Der Aufstieg des E-Commerce und die zunehmende Menge digital erfasster und gespeicherter Kundendaten haben die Einzelhändler besonders anfällig für Cyberangriffe gemacht. Mit einigen der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt bleibt Europa ein Hauptziel für Cyberangreifer und staatliche Akteure.
Der Bericht untersucht die aktuelle Bedrohungslandschaft im Einzelhandel und identifiziert die dringendsten Bedrohungen wie Datenschutzverletzungen, Ransomware und Cyberangriffe auf die Lieferkette. Außerdem werden Strategien zur Abschwächung dieser Risiken aufgezeigt..
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🔎Sicherheitsvorfälle in Europa Q1 bis Q3 in 2023 und 2024 nach Sektor (Bild: Cyberint von Check Point)
Unternehmensdienstleistung am häufigsten angegriffen
Auf der Grundlage der von ERM (ehemals CyberInt) gesammelten Daten waren vom ersten bis zum dritten Quartal 2024 die Branchen Unternehmensdienstleistungen, Einzelhandel und Fertigung mit über 800 gemeldeten Vorfällen die am stärksten angegriffenen Branchen in Europa. Obwohl die Unternehmensdienstleistungen nach wie vor die am häufigsten angegriffene Branche sind, war der größte Anstieg der Vorfälle im Einzelhandel zu verzeichnen, wo wir im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 23 Prozent feststellten.
Eine eingehende Analyse der Ransomware-Vorfälle zeigt, dass die Länder, die im Jahr 2024 in Europa am stärksten von Ransomware betroffen sind, dieselben sind wie im Jahr 2023: Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien mit über 78 Prozent aller Vorfälle in diesen fünf Ländern. Der größte Anstieg in diesem Jahr war jedoch in Spanien und Großbritannien zu verzeichnen, wo die Zahl der gemeldeten Vorfälle in diesem Zeitraum um 178 bzw. 73 Prozent zunahm.
Ransomhub auf Platz eins der Ransomware-Gruppen
Was die Bedrohungsakteure betrifft, so zeigt unsere Untersuchung einen Anstieg von 23 Prozent bei der Anzahl bösartiger Gruppen, die europäische Unternehmen angreifen, z. B. „Ransomhub“ und „Hunters“, die versuchen, ihr Image zu verbessern und sich von anderen Ransomware-Gruppen abzuheben. Erwähnenswert ist, dass die Aktivitäten prominenter Ransomware-Gruppen im Jahr 2023 zurückgehen, was auf die Ergebnisse der Strafverfolgungsmaßnahmen gegen wichtige Akteure wie Lockbit und AlphV/Black Cat im Zeitraum 2023-2024 zurückzuführen ist.
Rückgang der Lösegeldzahlungen
Die Höhe des an Cyberkriminelle gezahlten Lösegelds ging deutlich zurück, wobei der Anteil der Opfer, die zahlten, auf einen historischen Tiefstand von 28 Prozent fiel. Dieser Trend ist zwar ermutigend, spiegelt aber eine komplexe Verschiebung in der Dynamik zwischen Angreifern und betroffenen Unternehmen wider. Mehrere Schlüsselfaktoren tragen zu diesem Rückgang der Lösegeldzahlungen bei:
- Verbesserte Cyber-Resilienz: Unternehmen sind immer besser in der Lage, Ransomware-Angriffe abzuwehren, was größtenteils auf Fortschritte bei ihren Cyber-Resilienz-Strategien zurückzuführen ist. Viele Unternehmen verfügen inzwischen über robuste Incident Response-Pläne, die häufige und sichere Datensicherungen in isolierten Umgebungen vorsehen. Außerdem verfügen sie über Incident Response Teams.
- Verstärkte Strafverfolgung und weitere staatliche Maßnahmen: Ein weiterer wichtiger Faktor, der zum Rückgang der Lösegeldzahlungen beiträgt, ist die verstärkte Aktivität von Strafverfolgungsbehörden und Regierungen bei der Bekämpfung von Ransomware-Gruppen. Bemühungen wie die koordinierten Strafverfolgungsmaßnahmen der Europäischen Union, die Ransomware-Taskforce des FBI und große Operationen wie die Zerschlagung von LockBit im Rahmen der Operation Cronos haben sich spürbar auf die Fähigkeit von Cyberkriminellen ausgewirkt, ungestraft zu operieren.
- Fragmentierung des Ransomware-Ökosystems: Die Ransomware Industrie hat auch eine Verschiebung hin zu stärker fragmentierten und weniger organisierten Ransomware-Gruppen erfahren. In der Vergangenheit waren hochrangige Cyberkriminelle wie REvil oder DarkSide die Hauptakteure hinter vielen der größten Ransomware-Angriffe. Im Jahr 2024 ist jedoch eine Zunahme kleinerer, weniger vertrauenswürdiger Ransomware-Gruppen zu beobachten, die dezentraler und opportunistischer arbeiten.
- Bewusstsein für Ransomware wächst: Mit der Entwicklung der Cybersicherheitslandschaft ist das Bewusstsein der Unternehmen für die langfristigen Folgen der Lösegeldzahlung gewachsen. Zu diesen Risiken gehören die Reinfektion von Daten (bei der Cyberkriminelle nach der Zahlung erneut angreifen), die Finanzierung weiterer krimineller Aktivitäten und die Gefahr einer Rufschädigung.
Trotz des allgemeinen Rückgangs der Lösegeldzahlungen wurde 2024 die größte bekannte Lösegeldzahlung in der Geschichte verzeichnet. Cencora Inc., ein großer Medikamentenhändler, zahlte 75 Millionen US-Dollar an die Ransomware-Gruppe Dark Angels und verdoppelte damit fast den bisherigen Rekord an Lösegeldzahlungen. Dieser öffentlichkeitswirksame Fall könnte ein Präzedenzfall für andere Angreifer sein und dazu führen, dass in Zukunft größere und aggressivere Lösegeldforderungen gestellt werden. Cyberkriminelle Gruppen werden sich wahrscheinlich auf weniger, aber lukrativere Ziele konzentrieren und sich möglicherweise von weit verbreiteten Angriffen auf gezielte Erpressungsaktionen mit hohem Einsatz verlegen.
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